Von der Wildkatze zur Hauskatze
Die Domestikation der Katze
Das erste katzenähnliche Tier ging vor 30 Mill. Jahren auf Beutefang, der Proailurus. Durch Spezialisierung und Anpassung an die Gegebenheiten der Natur und Umwelt wurde das Überleben der Spezies der Felidae (Katzenartige) gesichert. Auf dem ganzen Globus sind die Katzenartigen in verschiedensten Größen vertreten, sie leben in unterschiedlichen Klimazonen und Landschaften. Die Vielfalt der Größe reicht vom Sibirischen oder Amurtiger, mit bis 3 m Länge und 280 kg als größten Feliden, bis zur südafrikanischen Schwarzfusskatze mit 20 cm Länge und 1,5 kg Gewicht. Der Lebensbereich der Feliden reicht vom Wüstenengebiet bis in höchste Schneezonen im Gebirge.
Prinzipiell gilt, dass die Katze der Maus folgte. Ab der späten Steinzeit entstanden die ersten Menschensiedlungen in Vorderasien mit Getreideanbau und Viehhaltung. Da dort viele Mäuse und Ratten zu finden waren, gab es auch entsprechend viele Katzen.
Seit vielen Jahren wird Ägypten als Ursprungsland unserer Hauskatzen angesehen. Dort wurde sie um 200 v. Chr. als Göttin verehrt. Auch in China wird sie um 200 v. Chr. im Buch der Oden erwähnt.
Im 6. Jh. n. Chr. brach unter der Sui-Dynastie in China ein Katzenkult aus. Unzählige Familien hielten Katzen als gute Dämonen im Haus.
Im 10. Jh. n. Chr. tauchte die Katze auch in der chinesischen Malerei auf.
Zwischen 600 und 900 n. Chr. kam sie als Begleiterin heiliger Buddhistischer Schriften von China nach Japan, die Schriften sollte sie vor Mäuse- und Insektenfrass schützen.
In der japanischen Literatur erscheint die Katze erstmals im 10. Jh n. Chr.
Um 1300 Jh. n. Chr. taucht sie in japanischen Holzschnitzereien als Schmetterlingsfänger auf. Die Katze ist über das Mittelalter hinaus bis ins späte 15. Jh. n. Chr. in Europa als Mäusefänger gern gesehen. Sie lebte mit dem Mensch, hatte ihren Wert und Rang.
Im späten Mittelalter tauchte dann plötzlich der Aberglaube von bösen Kräften der Katze auf. Dieser Wahn wurde anfangs noch von kirchlichen Autoritäten bekämpft.
Im 16. und 17. Jh. n. Chr. kulminieren allerdings die bösen Vorstellungen, angeheizt von Klerus, zu Hexenkult, Marter und Verfolgung von Tier und Mensch. Lokalisation des Bösen waren die Augen, der Buckel und der Schwanz der Katze. Um 1600 glaubten Japaner, dass der Schwanz der Katze sich in eine giftige Schlange verwandeln könnte. Den Hauskatzen wurde dieser daher häufig abgetrennt, mit stummelschwänzigen Katzen weitergezüchtet.
Die "Japanese Bobtail" - Rasse entstand.
Die Schwere der Verstümmelung zeigte sich darin, dass der Schwanz der Katze beim Sprung, Schleichen und Laufen als Steuerruder dient.
Ähnliche Qualzuchten gibt es in Europa bis heute, z.B. die schwanzlose Manxkatze, die nur noch wie ein Kaninchen hoppeln kann oder auch die Dackelkatze (Munchkin-Katze) mit kurzen krummen Beinen.
Die Falbkatze oder Afrikanische Wildkatze (Felis silvestris libyca) aus Nordafrika, Vorder- und Mittelasien ist der alleinige Vorfahre unserer Hauskatze und nicht die Nordeuropäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris). Dies wird durch Knochenfunde und Genanalysen bestätigt.
Die Katze gelangte zusammen mit Getreidelieferanten, den Mäusen und Ratten folgend, über das Mittelmeer nach Europa, obwohl es den Kapitänen der Handelsschiffe unter Androhung der Todesstrafe verboten war, Katzen mit an Bord zu nehmen.
Ihr Weg führte aber auch von Ägypten über Westasien und die Türkei.
1200 v. Chr. erreichte die Katze Europa, erst 450 v. Chr. überquerte sie mit Seefahrern mit Getreide und Mäusen an Bord den Kanal und wurde auch in England heimisch.
Die Rassezucht bei der Hauskatze wurde erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen.
Wie bei allen Domestikationen haben sich auch bei der Katze Unterschiede in der äußeren Erscheinung und im Verhalten gegenüber der Wildform entwickelt.
Die Hirnmasse hat bis zu 30 % abgenommen, der Verlust geht zu Lasten der Sinnesorgane und des Limbischen Systems (Bereich des Gehirns, das die hormonale Steuerung und das vegetative Nervensystem beeinflusst von dem gefühlsmäßige Reaktionen auf Umweltreize ausgehen). Dieser Vorgang ist reversibel, denn bei ver- und ausgewilderten Haustieren (auch der Katze) nimmt das Hirngewicht wieder zu.
Viele Studien über das Verhalten von Katzen mit Laborkatzen in der Pharmazeutischen Industrie sind "Abfallstoffe".
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Katze als Haustier mit Auslauf gehalten. Erst in den 50er Jahren nahm die Wohnungshaltung der Katze zu durch die Einführung von industriell gefertigtem Einstreu, Industriefutter und Katzentoiletten. In den USA liegt die Wohnungshaltung bei über 80 %, in Europa prozentual etwas niedriger. Zu beobachten ist, dass die Katzenhaltung zunimmt.
Trotz der scheinbaren Abhängigkeit vom Menschen haben unsere Katzen ihre ursprüngliche Verhaltensweisen und ihre Unabhängigkeit erhalten.